ABU Arbeit und Markt
Wirtschaftsformen
Zentrale Planwirtschaft
- Merkmale:
- Totale staatliche Kontrolle
- Kein Wettbewerb
- Kein Anreiz für Innovation
- Kein Privateigentum
- Beispielstaaten:
- Ehemalige DDR
- Nordkorea
- Vorteile für die EinwohnerInnen:
- Geplante Verteilung von Ressourcen
- Keine wirtschaftlichen Unsicherheiten
- Geringe Einkommensungleichheit
- Grundversorgung ist sichergestellt
- Nachteile für die EinwohnerInnen:
- Eingeschränkte individuelle Freiheit
- Ineffiziente Ressourcennutzung
- Hohe staatliche Kontrolle
Soziale Marktwirtschaft
- Merkmale:
- Staat hat das Recht, ergänzend ins Marktgeschehen einzugreifen
- Staat hat drei zentrale Aufgaben:
- Durchsetzung des Rechtssystems
- "Gerechte" Verteilung (politisch gewünschte Umverteilung)
- Korrektur von Marktversagen
- Verbindung von Wettbewerb und sozialem Ausgleich
- Private Initiative/Innovation bleibt erhalten, jedoch mit staatlichen Leitplanken
- Beispielstaaten:
- Deutschland
- Schweden
- Vorteile für die EinwohnerInnen:
- Gerechtere Einkommensverteilung
- Staatliche Unterstützung
- Rechtssicherheit
- Grundversorgung wie Bildung gesichert
- Nachteile für die EinwohnerInnen:
- Hohe Steuerbelastung
- Mögliche Ineffizienz durch staatliche Bürokratie
- Bürokratie/Regulierungen
Freie Marktwirtschaft
- Merkmale:
- Keine staatlichen Eingriffe
- Freiheit und Eigeninteresse
- Angebot und Nachfrage regeln den Markt
- Gewinnstreben treibt die Wirtschaft an
- Risiko der Ungleichheit und von sozialen Spannungen
- Beispielstaaten:
- USA
- Hongkong
- Vorteile für die EinwohnerInnen:
- Hohe Innovationskraft
- Freiheit und Selbstbestimmung
- Weniger Bürokratie
- Extrinsische Anreize (z. B. Boni, Karriere)
- Nachteile für die EinwohnerInnen:
- Soziale Ungleichheit
- Risiko von Marktversagen
- Fehlender Schutz der Schwachen
- Gefahr von Monopolbildung und Ausbeutung
- Rücksichtslosigkeit (z. B. Umweltschutz)
Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik umfasst die Gesamtheit aller staatlichen Massnahmen, die darauf abzielen, die Lebensqualität möglichst vieler Menschen in einer Gesellschaft zu verbessern.
Ziele der Wirtschaftspolitik
- Hoher Wohlstand
- Tiefe Arbeitslosigkeit
- Stabile Preise und tiefe Inflation (Inflation)
- Nachhaltige Staatsfinanzierung
Hoher Wohlstand
Entscheidend für die Höhe des Wohlstands ist das langfristige Wachstum, welches der Staat positiv zu beeinflussen versucht (z.B. durch Investitionen in die Bildung oder die Infrastruktur). Allerdings wächst die Wirtschaft nicht linear, sondern folgt sogenannten Konjunkturzyklen.
Definitionen
- Konjektur: Widerspiegelt die Gesamtsituation einer Volkswirtschaft. Sie bezeichnet den schwankenden Verlauf der Wirtschaft bzw. des Wirtschaftswachstums.
- Konjekturzyklus: Es wird ein Zeitraum (eine ganz bestimmte Phase) der Wirtschaftsentwicklung betrachtet, entweder eine Periode von einem Wellental zum nächsten Wellental oder von einem Wellenberg zum nächsten Wellenberg.
Die vier Phasen des Konjunkturverlaufs
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist ziemlich tief im Gegensatz zu anderen europäischen Lädern.
Aktuelle Arbeitslosigkeit
- Die Arbeitslosenquote in der Schweiz liegt saisonbereinigt bei 2,6 %
- Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist gering, und die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt ist hoch
- Gleichgewicht: Das Seco sieht ein Gleichgewicht bei einer Arbeitslosenquote von 2,8 %
Was versteht man unter "saisonbereinigt"?
Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote korrigiert jahreszeitbedingte Schwankungen, wie z. B. eine höhere Arbeitslosigkeit im Winter (weniger Jobs in der Bau- oder Landwirtschaftsbranche). Dadurch wird ein realistischeres Bild der wirtschaftlichen Lage vermittelt.
Warum gilt eine Arbeitslosenquote von 2.6% als niedrig?
- Im internationalen Vergleich liegt die Schweizer Arbeitslosenquote weit unter dem Durchschnitt vieler anderer Länder.
- Historisch gesehen ist die Quote für die Schweiz ebenfalls sehr niedrig.
- Ein grosser Teil der Bevölkerung ist erwerbstätig, was auf eine starke wirtschaftliche Aktivität hinweist.
- Da es nahe an der Vollbeschäftigung liegt (Fast alle, welche arbeiten möchten, finden einen Job)
Effekte von KI und Technologien auf den Arbeitsplatz
- Positive Effekte:
- Effizienzsteigerungen können wirtschaftliches Wachstum fördern.
- Routinearbeiten werden automatisiert, was menschliche Arbeitskräfte für höherqualifizierte Tätigkeiten freisetzt.
- Negative Effekte:
- Verlust von Arbeitsplätzen in bestimmten Branchen durch Automatisierung.
- Höhere Qualifikationsanforderungen können einige Arbeitskräfte überfordern
Warum kann eine zu niedrige Arbeitslosenquote Nachteile haben?
- Arbeitskräftemangel: Unternehmen finden schwieriger qualifiziertes Personal, was das Wirtschaftswachstum bremsen kann.
- Lohnsteigerungen: Starker Wettbewerb um Arbeitskräfte führt zu steigenden Löhnen, die die Gewinnmargen reduzieren können.
- Überhitzung des Arbeitsmarktes: Hohe Beschäftigung kann zu weniger Innovationen und Produktivität führen, da Unternehmen primär damit beschäftigt sind, Personal zu binden.
Vier Branchen leiden aktuell besonders unter gedämpfter Nachfrage
- Maschinenindustrie
- Uhrenindustrie
- Elektroindustrie
- Metallindustrie
Lösungsansätze gegen Mangel an Arbeitskräften
- Förderung von Zuwanderung, um offene Stellen zu besetzen.
- Einsatz von künstlicher Intelligenz und Produktivitätssteigerungen zur Entlastung.
- Erhöhung der Erwerbsquote, z. B. durch gezielte Massnahmen zur Arbeitskräftemobilisierung.
Konjekturunabhängige Sektoren
Konjunkturunabhängige Sektoren sind Bereiche, deren wirtschaftliche Aktivität weniger von allgemeinen konjunkturellen Schwankungen beeinflusst wird, z. B. Sozial- und Gesundheitssektor.
Zyklische und strukturelle Arbeitslosigkeit
- Zyklische Arbeitslosigkeit
- Ursache: Konjunkturschwankungen (Rezession)
- Dauer: Kurzfristig, endet mit Wirtschaftserholung
- Beispiel: Entlassungen während einer Rezession
- Strukturelle Arbeitslosigkeit - Ursache: Wirtschaftswandel (Technologie, Globalisierung) - Dauer: Langfristig, erfordert Umschulungen Beispiel: Arbeitsplatzverlust durch Automatisierung
Geldwertstörungen
Merkmale und Ausprägungen von Geldwertstörungen
Der Wert des Geldes ist durch den Wert der Güter und Dienstleistungen bestimmt, den man für eine Einheit des Geldes erhalt. Dieser Wert kann sich verändern. Verliert das Geld an Kaufkraft, spricht man von einer Inflation (auch Teuerung genannt), steigt die Kaufkraft des Geldes, handelt es sich um eine Deflation.
Inflation
Steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen, ohne dass sich auch deren Qualität oder Funktionalität verbessert hat, liegt eine Inflation vor. "Inflare" (lat.) heisst "aufblasen". Die Preise sind aufgeblasen, die Kaufkraft des Geldes ist entsprechend geringer. Anders ausgedrückt: Für eine Einheit Geld, z.B. einen Franken, kann man weniger kaufen.
Deflation
Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bedeutet, dass das allgemeine Preisniveau für Güter und Dienstleistungen zurückgeht.
Stagflation
Stagflation setzt sich aus den Worten "Stagnation" und "Inflation" zusammen. Stagnation bedeutet, dass kein Wirtschaftswachstum vorhanden ist. Setzt man beide Bedeutungen zusammen, heisst Stagflation also, dass die Preise steigen, obwohl die Wirtschaft nicht wachst oder sogar schrumpft.
Verhältnis Angebot und Nachfrage als Auslöser von Geldwertstörungen
Auf dem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander und bestimmen den Preis. Dieser hängt nicht nur von den angebotenen Waren und Dienstleistungen sowie den Wünschen der Kunden ab, sondern auch von der zur Verfügung stehenden Menge an Geld, welche die Kunden ausgeben können.
Ursachen für Inflation:
- Angebotsinflation: Höhere Produktionskosten oder geringeres Angebot.
- Nachfrageinflation: Steigende Nachfrage bei begrenztem Angebot.
- Importierte Inflation: Teuerung durch aussenwirtschaftliche Einflüsse (z. B. steigende Importpreise).
Lohn-Preis-Spirale
Eine besonders kritische Entwicklung lost die Lohn-Preis-Spirale aus. Steigen die Löhne, wird die Produktion teurer, die Preise steigen ebenfalls. Wegen der dadurch sinkenden Kaufkraft der Löhne fordern die Arbeitnehmenden im nächsten Jahr wiederum höhere Löhne. Die Preise steigen weiter. Einmal in Gang gesetzt, ist dieser Prozess sehr schwer zu bremsen.
Was heisst Kaufkraft?
Die Kaufkraft zeigt, wie viele Güter und Dienstleistungen ich für einen bestimmten Lohn kaufen kann.
Was beeinflusst die Kaufkraft?
Um die Veränderung der Kaufkraft zu beschreiben, muss die Preisentwicklung einerseits und die Lohnentwicklung anderseits berücksichtigt werden:
- Wenn die Preise steigen (d.h., es gibt Inflation) und der Lohn gleich bleibt, muss man z.B. für seine Einkäufe im Supermarkt mehr bezahlen. Steigende Preise senken die Kaufkraft.
- Wenn das Einkommen steigt (z.B. durch eine Lohnerhöhung) und die Preise gleich bleiben, kann ich mir mit dem Einkommen mehr kaufen als vorher. Steigende Einkommen erhöhen die Kaufkraft.
Schweizerische Nationalbank (SNB)
Kernaufgaben
-
Preisstabilität:
- Inflation (Preissteigerung) und Deflation (Preissenkung) bekämpfen.
- Ziel: Preissteigerung zwischen 0-2 % pro Jahr.
- Massnahmen:
- Inflation bekämpfen: Geldmenge verkleinern, Leitzins erhöhen.
- Deflation bekämpfen: Geldmenge vergrössern, Leitzins senken.
-
Geldversorgung:
- Sicherstellen, dass genügend Banknoten im Umlauf sind.
-
Finanzstabilität:
- Gefahrenquellen für das Finanzsystem analysieren und Stabilität sichern.
Rolle der SNB
-
Zentralbank der Schweiz:
- Mehrheitlich im Besitz der Kantone und Kantonalbanken.
- Bank der Banken - keine Konten für Privatpersonen.
- Geschäftsbeziehungen mit Schweizer Banken (z. B. UBS, Credit Suisse, Kantonalbanken).
Wirtschaftssektoren
Definition
Arbeitnehmende einer Volkswirtschaft werden nach beruflicher Tätigkeit in drei Wirtschaftssektoren eingeteilt.
1. Primärsektor
- Aufgabe: Gewinnung von Rohstoffen / Beschaffung von Naturgütern.
- Branchen:
- Landwirtschaft
- Fischerei
- Forstwirtschaft
- Bergbau
2. Sekundärsektor
- Aufgabe: Herstellung, Verarbeitung und Veredelung von Gütern.
- Branchen:
- Industrie
- Handwerk
- Bauwirtschaft
- Energie- und Wasserversorgung
3. Tertiärsektor
- Aufgabe: Verteilung von Gütern / Anbieten von Dienstleistungen.
- Branchen:
- Banken
- Gastgewerbe
- Handel und Reparatur
- Verwaltung
- Gesundheitswesen
- Bildung
Strukturwandel
- Entwicklung in den letzten 170 Jahren:
- Von einer Agrargesellschaft → Industriestaat → Dienstleistungsgesellschaft (heutiger Stand).
Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Schweiz
Produktionsfaktoren
- Boden: In der kleinen Schweiz knapp und konfliktbehaftet.
- Arbeit & Kapital: Fokus auf diese Faktoren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Stärken und Schwächen der Schweizer Wirtschaft
Stärken
- Politische Stabilität und Neutralität
- Hohe Lebensqualität
- Gut ausgebildete Fachkräfte
- Hohe Arbeitsproduktivität
- Gute Infrastruktur und Verkehrslage
- Attraktives Steuerniveau für Unternehmen
- «Europas Wasserschloss»
Schwächen
- Fehlende Rohstoffe
- Hohes Lohnniveau
- Kleiner Schweizer Markt
- Binnenlage
- Unproduktiver Boden
Swissness
- Markenschutzgesetz: Definiert Herkunftskriterien für Waren/Dienstleistungen, freiwillige Nutzung des Schweizer Kreuzes oder der Bezeichnung «Schweiz» ist erlaubt, aber an Bedingungen gebunden.
Kriterien für Swissness
- Verwaltungssitz des Unternehmens liegt in der Schweiz.
- Rohstoffe: Mindestens 80 % des Gewichts stammen aus der Schweiz.
- Herstellungskosten: Mindestens 60 % fallen in der Schweiz an.
- Tätigkeit, die dem Produkt wesentliche Eigenschaften verleiht, findet in der Schweiz statt.
- Ein wesentlicher Fabrikationsschritt erfolgt in der Schweiz.